Lektion 2: Baggern ohne Reue

Heute zeigen wir Ihnen, wie Sie prima und ohne nenneswerte Probleme hochkant aus Ihrer Haftpflichtversicherung 'rausfliegen können, ohne dass Sie viel dazu beitragen müssen: Tun Sie doch einfach so, als hätten Sie das, was nun folgt, nie gelesen und nehmen Sie, nachdem die Mordsgaudi 'rum ist und alle kopfschüttelnd, ob der Riesenaufregung völlig ausser Atem, um die Bescherung herumstehen, diese typisch kindische Trotz- und Verweigerungshaltung ein - Sie wissen schon, was gemeint ist - und behaupten weiter strack und steif, dass nicht Sie, sondern der Nachbar für die ganze Aufregung verantwortlich sei. Schliesslich war er es, der genau beobachtete, dass Sie - betört und berauscht vom Aufheulen des Baggermotores - die Schaufel direkt unter dieser unscheinbaren Wasserleitung ansetzten und Ihnen mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen in vertrauter Gewohnheit zunickte und Sie damit dazu bewog den Motor höher drehen zu lassen um die maximale Leistung des Baggers herauszukitzeln. Auch wenn dies nicht ganz der Wahrheit entspricht, könnte sich dieser Vorschlag als ein durchaus annehmbares Konzept zu Wiederherstellung der nachbarschaftlichen Hackordnung erweisen, besonders, wenn Sie per Rundumschlag noch die eine oder andere offene Rechnung begleichen wollen. Zugegeben: Krankenhäuser sind heute zwar auch nicht mehr das, was sie mal waren, aber die flicken Sie bestimmt wieder einwandfrei zusammen, wenn der Nachbar und all die anderen dann mit Ihnen fertig sind. Okay, soweit die Ansage an die echten Männer.

An die Spiesser und alle diejenigen, die schon in der Schule alles besser wussten: Weiterlesen.

Wenn Sie nicht gerade in einem der wenigen Wochenendgebiete ohne Anschluss an die örtliche Infrastruktur wohnen, dann könnten wir uns vorstellen, dass Sie vielleicht doch kein Interesse daran haben, Ihre Versorgungsanschlüsse bei den Baggerarbeiten mit dem Mietbagger, wenn diese schon einmal offen vor Ihnen liegen, zu sanieren. Diese Sanierung auf Ihre Kosten ist jedoch unter Umständen schneller fällig, als Ihnen lieb ist.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang sind die Anbindungen an

  • die Kanalisation
  • die Frischwasserversorgung
  • die Stromversorgung
  • das Telefonnetz
  • das Kabelnetz

Diese und weitere Anschlüsse gilt es vor den Aushubarbeiten möglichst genau zu lokalisieren und damit die vorhandenen Risiken beim Graben zu reduzieren. Natürlich können wir Ihnen nicht sagen, wo genau diese bei Ihnen verlaufen, aber bei der Ortung könnten Ihnen die nachfolgenden Hinweise nützlich sein.

Pläne der Versorgungsunternehmen

Nehmen Sie mit dem Versorgungsunternehmen, welches das jeweilige Netz betreibt, vor dem Einsatz des Baggers Kontakt auf und bitten Sie den zuständigen Sachbearbeiter um Hilfe. Schildern Sie Ihr Vorhaben und fragen Sie nach vorhandenen Plänen und Dokumentationen betreffend die Lage der Hausanschlüsse. Üblicherweise hilft man Ihnen gerne weiter. Soweit wir wissen, sind diese Informationen kostenlos und teilweise online verfügbar.

Pläne und Dokumentationen der Gemeinde und Städte

Auch die Städte bzw. Gemeinden verfügen gegebenenfalls über wertvolles Informationsmaterial. Fragen Sie dort ebenfalls nach, wenn Sie nicht bereits alle notwendigen Informationen verfügbar haben.

Ortung der Versorgungsanschlüsse

Generell kann man sagen, dass die Anschlüsse in der Regel von der sich am Objekt befindlichen Anliegerstrasse aus vorgenommen werden. Das heisst, dass die Rohre und Leitungen von dort aus - meist auch im rechten Winkel - an das Objekt verlegt sind.

Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, wie die Verlegung erfolgte, ist es sinnvoll im Haus die entsprechenden Leitungen und Rohre zu suchen. Oftmals wird man im Keller fündig werden, zumindest was die Wasser- und Stromversorgung anbelangt. Jetzt kann man durch Messungen an einem von aussen und innen zugänglichen Bezugspunkt in etwa den Punkt, an dem diese das Haus verlassen, bestimmen. Wer diesen Punkt kennt und beachtet hat das Risiko, beim Buddeln etwas zu beschädigen schon um einiges reduziert. In diesen Bereichen empfehlen wir Ihnen die Grabung ausschließlich manuell mit einer Schaufel vorzunehmen. Sicher ist sicher.

Vorsicht - Gefälle in der Abflussleitung

Manchmal ist das, was offensichtlich klar sein sollte eben doch nicht so klar. Daher möchten wir an dieser Stelle jedem unserer Kunden, die einen Bagger für Erdarbeiten mieten, nochmals daran erinnern, dass die Abflußleitung zum Anschluss an die Kanalisation üblicherweise ein leichtes Gefälle in Richtung Strasse aufweist. Das bedeutet, dass Sie für den Fall, dass Sie von der Strassenseite her zu baggern beginnen, damit rechnen müssen, dass die Tiefe, in der sich der Abfluß befindet, leicht zum Objekt hin abnimmt, also der Anschluß an der Kanalisation selbst den tiefsten Punkt darstellt.

Weitere Spurensuche

Schauen Sie sich einmal bewußt die Strassendecke vor Ihrem Bauvorhaben an. Sind dort Asphaltnähte zu sehen? Stellen, an denen offensichtlich der Strassenbelag einmal geöffnet und dann wieder verschlossen worden sein kann? Dies kann ein Hinweis darauf sein, dass dort eine Versorgungsleitung, die auch einen Abgang zu Ihrem Anwesen hat, verlaufen kann.

Bei Sand oder Plastikbändern wird's heiß

Denn das deutet darauf hin, dass bereits vor Ihnen dort gebuddelt wurde. Wenn alles richtig gemacht wurde, kommt nämlich - eben um Beschädigungen beim Einsatz von Baggern und anderen Grabgeräten zu vermeiden - zuerst ein Plastikband und dann ein Lage Sand, bevor Sie beim Graben auf ein Rohr oder ähnliches stoßen. Das Plastikband soll signalisieren: Achtung, da kommt jetzt 'was. Das Sandbett hingegen ist eine sehr nützliche Sache: Wenn später beim Zuschütten der freigegrabenen Stelle beispielsweise ein oder mehrere spitze Steine im Bereich eines Rohres oder einer Leitung zum Liegen kommen, dann kann es passieren, dass diese durch das spätere Verdichten und den daraus resultierenden Druck oder durch Erdbewegungen beschädigt werden. Dann ist unter Umständen nochmals der Einsatz eines Baggers bzw. Minibaggers erforderlich. Folglich: Wer gescheit ist, achtet beim Verfüllen ebenfalls darauf, dass ein ausreichend voluminöses Sandbett für die Versorgungsleitungen bereitet wird.

Wie bereits im vorigen Absatz bemerkt: "Wenn alles richtig gemacht wurde...". Die Betonung in diesem Zusammenhang liegt auf dem Wörtchen "wenn". Nicht selten sind vor Ort diese Gegebenheit eben nicht anzutreffen.

Fazit

Sie haben es sicherlich bemerkt: Dort, wo sich Anschlüsse befinden könnten, ist äußerste Vorsicht angesagt. Lieber mit der Hand weitergraben, als hinterher die Rechnung der Versorgungsdienstleister für die Instandsetzung der Infrastruktur bezahlen zu müssen. Und um sicher zu gehen, sollte prinzipiell eine weitere Person - ausserhalb des Arbeitsbereiches des Baggers - ebenfalls sehr aufmerksam die Grabung verfolgen. Getreu dem Motto: "Vier Augen sehen mehr als zwei."